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Donnerstag, 29. März 2012

Leipziger Buchmesse 2012: Wolfgang Herrndorf gewinnt Belletristik-Buchpreis für Sand




Besser spät als nie. Fürs Archiv landet diese alles andere als unbedeutende Nachricht verspätet auf Am Meer ist es wärmer. Denn eine Neuigkeit ist es ja nun wirklich nicht mehr.

"Ich werde noch ein Buch schreiben, sage ich mir, egal wie lange ich noch habe, wenn ich noch einen Monat habe, schreibe ich eben jeden Tag ein Kapitel. Wenn ich drei Monate habe, wird es ordentlich durchgearbeitet, ein Jahr ist purer Luxus."

Tschick (erschienen 2010 bei Rowohlt) zu beenden war sein großes Ziel. Nun hat Wolfgang Herrndorf sogar noch einmal nachgelegt. Es ist leider ein wenig bedrückend, zu akzeptieren, dass vielleicht Sand (erschienen Ende 2011 bei Rowohlt) bereits die große Abschiedstournee des siebenundvierzig jährigen Hamburgers darstellen könnte. Seit 2010 leidet der ehemalige Illustrator des Titanic Magazins an einem inoperablen Hirntumor. Es grenzt somit beinahe an ein Wunder, dass er sogar seinen neuen Roman, Sand, noch fertigstellen konnte. Allerdings sollten wir uns freuen. Herrndorfs Werk bereichert die deutsche Literatur. Anstatt aber weiter auf seinen Gesundheitszustand einzugehen, ist es vielleicht angebrachter seinen neuen Roman in Augenschein zu nehmen. Denn das ist auch eine Möglichkeit, sich für die Nachwelt unsterblich zu machen.

Bereits im letzten Jahr auf der Leipziger Buchmesse war Herrndorf nominiert. Damals für seinen Bestseller Tschick. 2012 hat er es dann endlich geschafft. Sein neuer Roman Sand gewann in der Kategorie Belletristik den Buchpreis auf der diesjährigen Leipziger Buchmesse. Dotiert ist der Preis mit 15.000 Euro. Bei einer Abstimmung auf der Website der Buchmesse wurde der Roman bereits als Favorit gehandelt. Nach dem knappen Ergebnis im letzten Jahr, war sich die Jury diesmal aber schnell einig. Die Begründung der Jury liest sich folgendermaßen:

"Was diesen Roman so einzigartig macht, ist, mit welcher Leichtigkeit, welcher Eleganz im Ton und welchem Sinn von Komik Wolfang Herndorf diese absolute Alptraumszenerie erzählt".

Den Preis nahm er nicht persönlich entgegen. Auch eine nachträgliche Danksagung gab es bisher (laut meinen Informationen) nicht. Die Isolation von Wolfang Herrndorf sollte in diesem Falle respektiert werden. Und dürfte an sich überhaupt kein Gesprächsthema sein. Der große Gewinner ist in diesem Fall nicht nur Herrndorf, sondern auch die deutsche Literatur an sich.

In diesem Sinne: Die besten Wünsche an Wolfgang Herrndorf. Möge er die Energie für eine weitere Zugabe haben.

Die Sieger im Überblick:

Leipziger Buchmesse im März 2012, Gewinner:


Belletristik: Wolfgang Herrndorf, Sand
Sachbuch/Essayistik: Jörg Baberowski, Verbrannte Erde. Stalins Herrschaft der Gewalt.
Übersetzung: Christina Viragh, Übersetzung aus dem Ungarischen von Peter Nadas: Parallelgeschichten.


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